Zwischenfazit

Es ist ein Job und irgendwer muss ihn ja machen, weil ich irgendwen nicht bezahlen kann versuche ich es selbst.

Der Rasta 2020

Ja, was soll ich sagen ? Ick kam sah und irrte.
Einige Wochen Ausbau liegen jetzt hinter uns und mittlerweile ist unbestritten, es macht eine Menge Spaß. Immer noch.
Eigentlich sogar so viel dass ich mir schon gut vorstellen könnte das jeden Tag zu machen. Ich habe im Laufe der Zeit erstaunlich vieles gelernt, YouTube sei Dank. So manches würde ich aus heutiger Sicht auch sicherlich anders machen. Nicht weil es nicht funktioniert sondern weil ich mittlerweile einfach weiss dass man es hätte eleganter und professioneller machen können. Aber wäre ja auch uncool wenn ich mich nach so vielen Tagen in der Werkstatt nicht irgendwie weiter entwickelt hätte.

However, wir schreiben das Jahr 2021 (immer noch) und es ist kurz vor Weihnachten. Begonnen haben wir das Projekt Mitte März, also fast genau vor einem Dreiviertel Jahr. Im Schnitt habe ich je Woche ca. 2 Tage á 10 Stunden daran gearbeitet. Das sind, nach Abzug des Sardinien-Tripps, ganz grob gerechnet bis heute 500 Stunden die ich in der Werkstatt verbracht habe. Und das ist vermutlich noch schön gerechnet. WTF ?
Zugegeben nicht jede Stunde ist nur in den Ausbau geflossen, es gab auch “Nebenbaustellen” wie Beispielsweise die außen verbauten Airlines und die Küchenkiste. Natürlich ist auch einiges an Zeit dabei drauf gegangen neue Werkzeuge kennen zu lernen, zusätzliche Hilfsmittel zu bauen und Prozesse zu optimieren. Auch “Rüstzeiten” und “Aufräumen” sind da ein Stück weit mit drin. Manche Stunde ist sicherlich auch meinem “Unwissen” und dem ein oder anderen “Try & Error” geschuldet. Nichtsdestotrotz sind 500 Stunden schon ein ordentlicher Batzen und wir sind noch nicht am Ende.

Probleme und Fails (wie heisst das wohl auf deutsch ?)

Wer noch nie einen Fehler gemacht hat, hat sich noch nie an etwas Neuem versucht.

Albert Einstein

Genau genommen hatte ich bei Start des Projektes mit wesentlich mehr Problemen gerechnet als am Ende wirklich aufgetreten sind. Ich habe mich ja schliesslich an etwas neuem versucht.
Natürlich gab es immer mal wieder die Situation dass ich mich in eine vermeintliche Sackgasse manövriert habe aber letztlich habe ich auch immer, mit mehr oder weniger Grübelei, einen Weg raus gefunden. Okay, ab und an musste mal ein Werkstück um- oder gar neu gebaut werden aber es betraf nie ein komplettes Modul. Schwein gehabt !

Anfängliche Herausforderungen und Lösungen, ich versuche es mal mit einer Liste:

  • Schnitt von Plattenmaterial
    Beim groben Zuschnitt von Plattenmaterial hilft ein entsprechend langes und vor allem gerades Metallprofil. Ich verwende ein Stahl-Vierkant von ungefähr 180 cm Länge und ein paar stabile Zwingen. Je nach Verfügbarkeit kann nun eine Handkreissäge oder auch eine Stichsäge zum Einsatz kommen.
  • Arbeitsfläche
    Wenn keine ausreichend große Arbeitsfläche zur Verfügung steht ist die Wahrscheinlichkeit einen Zuschnitt oder eine Fräsung zu versauen immens hoch. Auch ist es hilfreich einen parallelen Anschlag zur Verfügung zu haben. Richtige und ausreichend große Werktische können jedoch ganz schön ins Geld gehen. Mit einfachen Hilfsmitteln kann man sich einen mobilen Werktisch (ohne grosses Schischi) jedoch prima selbst bauen. Ich habe das zu einem recht frühen Zeitpunkt so gelöst … mobiler Werktisch
  • Fräsen mit der Oberfräse
    Sollte man noch keine Erfahrungen zu dem Thema haben, so wie ich zu Beginn, macht es auf jeden Fall Sinn sich auf You Tube schlau zu machen. Da gibt es einige Kanäle die hier immens helfen (eine kleine Auswahl):
  • Werkzeuge für die Oberfräse
    Mit einem vermeintlich guten Werkzeug ist es nicht immer getan, vor allem die verwendeten Fräser machen einen ganz entscheidenen Unterschied zwischen gutem und brutal schlechtem Ergebnis. Auf die Erfahrung mit “billigen” Fräsern kann man sehr gut verzichten. Hierzu habe ich mich unter anderem auch in diesem Beitrag ausgelassen.
  • Messgeräte und Toleranzen
    Eigentlich ist es egal welches Messgerät man benutzt, mit Toleranzen muss man immer leben. Ich habe im Laufe der Zeit unterschiedliche Maßbänder aus unterschiedlichen Preisklassen ausprobiert und keins davon war wirklich genau. Ähnliches gilt für Winkel, solange die 90 Grad stimmen, und das passt bei (fast) allen Winkeln, ist der Rest auch hierbei egal. Alles derselbe Mist. Und natürlich habe ich mich anfangs massiv darüber geärgert bei drei Messungen mit unterschiedlichen Geräten auch drei Ergebnisse zu erhalten. Die Lösung ist ganz einfach. Die beste Garantie für die Passigkeit eines Werkstücks erhält man dadurch dass man alle Messungen mit demselben Messgerät durchführt, also beispielsweise alles mit ein und demselben Maßband. Dann haben alle Bestandteile die gleiche Abweichung und sollten somit Passig sein. Baut man, wie ich, ein Fahrzeug aus sollte man auch dort das selbe Maßband für die Messungen im Fahrzeug verwenden. So kann eigentlich nichts mehr schief gehen, mal abgesehen von der Fehlerquelle die das Messgerät bedient 😉
  • Kopfsache oder “die Effizienzfrage”
    Angenommen ein Bauteil ist versaut. Mir passiert es schon fast periodisch dass ich nach einem Zuschnitt bemerke dass ich mal wieder die falsche Skala am Winkel verwendet habe. Im Zweifel sind die Teile immer 4 cm !!!! zu schmal. Massiv dämlich, anders kann man das nicht sagen. Ist aber gestern erst wieder passiert. Noch blöder wenn man kein passendes Holz mehr in Reserve hat. Egal, auch beim bohren schleichen sich gerne mal Fehler ein. Grundsätzlich habe ich für mich feststellen müssen dass Rettungsversuche in den meisten Fällen keinen Sinn machen. Hier gilt es schnell aus dem Bauch raus zu entscheiden, langes grübeln macht es meist nicht besser. Erfahrungsgemäss geht es auch wesentlich schneller ein Bauteil neu zu bauen als daran rum zu pfuschen bis es letztlich irgendwie passt oder auch nicht. Also schnelle Bewertung der Situation und (wenn Material vorhanden) neu machen. Alles andere wird meist Mumpitz oder kostet viel mehr Zeit.
  • Investition in Werkzeuge
    “Wer billigt kauft, kauft zweimal”
    Wer kennt den Spruch nicht, in den meisten Fällen entspricht das sogar der Wahrheit. In manchen Fällen ist es aber sinnvoll sich mit einem günstigen Werkzeug zu behelfen anstatt ohne dieses Werkzeug zu leben. Mir ging es so mit der Tischkreissäge, zu Beginn habe ich alles Schnitte mit der Handkreissäge oder mit der Stichsäge gemacht. Geht natürlich auch, dauert halt schon alleine wegen dem rumgefummelt mit der Führungsschiene, oder wie bei mir zu Beginn irgendetwas geradem an dem man Langschneiden kann, wesentlich länger. Vom “Mythos Rechter Winkel” erst gar nich zu reden.
    Nach einer gewissen Zeit war ich das wirklich leid und habe mich nach einer kleinen Tischkreissäge umgesehen. Ja, natürlich hätte ich mir am liebsten eine Bosch GTS 10 XC in die Werkstatt gestellt aber die war einfach nicht im Budget. Stattdessen wurde es, nach ein wenig Recherche, eine Scheppach. Und weil ich so ein Glück habe musste ich die nicht mal selber kaufen, also gar keine Belastung des Ausbaubudgets 🙂 Die Geschichte dazu gibt es hier.
  • Von der Planung zur Umsetzung
    Bei dem Thema bin ich ja sowas von gescheitert.
    Ich hatte einen tollen Plan und 1a Zeichnungen dazu. Ja, kaum zu glauben ich kann das noch so richtig am Zeichenbrett. Für den Ausbau habe ich mir extra wieder ein gebrauchtes Rotring Rapid und ein paar vernünftige Druckbleistifte in unterschiedlichen Stärken derselben Firma zugelegt. Wie gesagt ich habe das tatsächlich mal gelernt und ja auch ein bisschen in den Genen. Begünstigt wurde das auch durch gewisse Phasen in meiner Jugend in denen ich mehr “Stubenarrest” genoss als Zeit an der frischen Luft. Muss man sich mal vorstellen, und das dann ohne Rechner, TV, Smartphone oder Spielekonsole. Nur ich, meine Bücher und mein Zeichenzeug. Ist klar woher das mit dem Zeichnen kommt, oder ? 😉
    Aber ich schweife mal wieder ab, also “schöne Zeichnungen”. Ich habe mir im Vorfeld echt viele Gedanken gemacht und das war sicher nicht falsch aber ich hätte sie nicht alle im Maßstab 1:10 aufs Papier bringen müssen. Die Zeit hätte ich mir sparen können weil es vom ersten Bautag an so lief dass ich organisch gebaut habe. Modul für Modul. Die Zeichnungen dienten am Ende lediglich dem festhalten von Ideen die aber letztlich nie 1:1 umgesetzt wurden. Skizzen hätten also locker gereicht. Daher würde ich jedem empfehlen der mich fragt (oder auch nicht fragt ;-)) bei sich selbst herauszufinden wie er vom Typ her tickt. Ich hätte eigentlich ahnen können das genaue Pläne nichts für mich sind. War ja schliesslich, lang genug, Projektleiter und kenne doch den verzweifelten Versuch Zufall durch Irrtum zu ersetzen nur zu gut. However, an der Stelle kann man einiges an Zeit einsparen wenn man ein wenig auf sein Bauchgefühl vertraut.
  • Holz und Holz
    Wir haben ja zu 99% Pappelholz in Form von Multiplex und Sperrholz verbaut. Ich denke das war nach wie vor die richtige Entscheidung für das richtige Holz. Allerdings sollte man ganz genau hinschauen was man da bekommt. Holz ist nämlich nicht gleich Holz. Wir haben vom selben Lieferanten Multiplex in 18 mm Stärke gekauft, eine Platte was super, die andere totaler Mist. Es ist allerdings schade wenn man den Mist am Ende auch noch auf Sichtflächen verbauen muss. Also Holz am besten selbst begutachten und auswählen, dann gibt es hinterher keine bösen Überraschungen.

Sicher könnte ich noch einige Punkte auf die Liste setzen und ewig breit ausrollen aber ich denke es ist für den Anfang genug. Sicher gibt es am Ende (sollte es eins geben) nochmal so eine Art Schlussfazit und da packe ich dann den Rest rein.

Zusammengefasst kann ich nur sagen dass es viel Spaß gemacht hat und auch immer noch macht. Nicht nur das Bauen als solches sondern auch die Chance sich etwas anzueignen von dem man (wie bei mir) zu Beginn nicht gedacht hätte dass es einen so inspiriert und in seinen Bann zieht. Und natürlich auch irgendwie zu schönen Ergebnissen und natürlich funktionierenden Lösungen führt. Und das ist doch am Ende das Einzige was zählt. Zumindest bei uns.

So long !
Der Rasta

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