Wir hatten Track 23 verlassen und uns erstmal orientiert, es hatte ja um einiges länger gedauert als wir gedacht hatten und es wurde Zeit sich Gedanken darüber zu machen wo wir denn die Nacht verbringen wollen. Da wir grob überlegt hatten uns weiter in Richtung Norden zu halten bot es sich an erneut an der Ostküste Halt zu machen. Aufgrund der schon recht fortgeschrittenen Tageszeit und dem Umstand dass wir von dem Offroad Abenteuer doch etwas geschafft waren nahmen wir über die SS131 den schnellsten Weg an Küste. Die Straße führte uns auf direktem Wege Richtung Siniscola wo wir ja in unserer ersten Woche schon einen schönen Platz am Strand gefunden hatten. Es gibt Tage da ist die Aussicht darauf mal keine Experimente wegen einem Lagerplatz zu machen ganz nett und das war so ein Tag. Wir wollten auch bei diesem Mal nicht die Offroadstrecke durch den Bach nehmen weil wir befürchten mussten dass die Dunkelheit uns auf dem letzten Stück einholt und das machte für die Strecke definitiv keinen Sinn. Dunkelheit und hartes Gelände kann man machen muss man aber nicht.Mittlerweile vermeiden wir das, zumindest dann wenn es nicht nötig ist.
Nach der Durchquerung eines Nationalparks erreichten wir dann mit Einbruch der Dämmerung den Strand. Der Weg war zwar auch Piste mit einigen Schlammmpassagen (es musste hier in den letzten Tagen heftig geregnet haben) aber problemlos fahrbar. Wir steuerten gleich den Platz an an dem wir auch mit Nic & Tina vor ein paar Tagen noch gestanden hatten. Prima, jetzt erstmal ne’n Ankommt-Drink, eine Runde schwimmen und dann gemütlich was essen.
Ja, so hatten wir uns das vorgestellt.
Wir schon, der Park-Ranger der auf uns zugestürmt kam sah das allerdings ganz anders. Surprise, surprise. Der Platz an dem wir noch wenige Tage zuvor zwei Nächte verbracht hatten erwies sich als “verbotene Zone”. Unter Androhung von Strafe mussten wir den Platz verlassen, einmal 15 Kilometer Schotter zurück und landeten dann auf einem Campingplatz. Im Dunkeln. Das ist dann eben der Preis den “Freisteher” ab und zu mal bezahlen müssen. Für uns eine recht neue Erfahrung, Sardinien ist eben nicht Rumänien oder Albanien. Nur um es mal gesagt zu haben, uns geht es grundsätzlich nicht darum Kosten zu sparen, wir sind eben gerne in der Natur und es ist für uns natürlich selbstverständlich dass wir uns auch entsprechend anständig dort verhalten. Außer Reifenspuren bleibt nichts zurück, im Gegenteil wir nehmen so oft es möglich ist auch noch Hinterlassenschaften mit die nicht von uns stammen.
Okay, mal wieder den Pfad der eigentlichen Geschichte verlassen. Zum Campingplatz gibt es wenig zu sagen, es war okay auch wenn wir recht nah an einer gut befahrenen Strasse gestanden haben aber die Pizza war wirklich gut. Es gibt davon keine Bilder. Nun ja.
Neuer Tag, neue Pläne.
La Maddalena
Am nächsten morgen brachen wir nach La Maddalena auf. La Maddalena ist eine vorgelagerte Insel im Norden von Sardinien. Genau genommen ist es ein Archipel mit mehr als 60 Inseln von denen die meisten allerdings nur per Boot zu erreichen sind. Eine Fährverbindung gibt es nur von Palau aus, die Nachbarinsel Caprera kann über eine Brücke erreicht werden. La Maddalena wurde im Laufe der letzten Jahrhunderte überwiegend durch militärische Nutzung geprägt. Zuletzt betrieb die US-Marine bis vor ca. 15 Jahren einen U-Boot Stützpunkt auf der Insel. Heute gibt es nur noch wenig militärische Nutzung durch die italienische Marine. La Maddalena ist überwiegend touristisch genutzt.
Die Überfahrt von Palau dauert ungefähr eine Viertelstunde. In der Nachsaison verkehren die Fähren mehrerer Gesellschaften ungefähr 8 bis 10x am Tag. In der Hauptsaison gibt es um die 60 Verbindungen.
Wir sind Sonntags Mittags auf La Maddalena angekommen und nutzten den Nachmittag für die Suche nach einem schönen Platz für unser Camp. Wir hatten geplant bis Mitte der darauffolgenden Woche auf der Insel zu bleiben bevor dann Ende der Woche unsere Fähre zurück nach Livorno geht.
Vielleicht nicht der beste Tag um auf La Maddalena zu landen, neben den Touristen die hier in kleinen Apartments, Pensionen oder B&B’s residieren sind an den Wochenenden auch viele Tagesausflügler aus Olbia und Umgebung auf der Insel. Kein Wunder denn die vielen kleinen Buchten sind wunderschön zum schwimmen und schnorcheln.
Nach einer “Scouting-Tour” über La Maddalena und Caprera fanden wir einen schönen Platz auf der Hauptinsel. Als gegen Abend die Touristen aus dem Gebiet abzogen um die Bars & Restaurants im gleichnamigen Ort aufzusuchen wurde es still in der Natur. Wir hatten uns bewusst schon eine Ecke ausgesucht an der weit und breit kein Mietwagen oder Roller mehr zu sehen war und so hatten wir zwei Buchten fast für uns alleine. Fast heisst dass wir uns die Buchten mit einem italienischen Pärchen, unterwegs mit einem Bully T3 Synchro, geteilt haben. Die beiden waren sehr nett und wir verbrachten den frühen Abend miteinander. Leider frischte der Wind später auf und es wurde so kühl dass es, ohne Feuer (haben wir uns nicht getraut), ein recht kurzer Abend wurde. Der Wind sollte sich im Laufe der Nacht zu einem ordentlichen Sturm entwickeln. Was soll ich sagen, wir haben im Dachzelt kaum ein Auge zugemacht.
Der nächste Tag entschädigte uns allerdings mit traumhaftem Strandwetter. Gegen Mittag verliessen uns die beiden Italiener und wir hatten den Place ganz für uns alleine. Einfach mal einen ganzen Tag mehr oder minder gar nichts zu machen war auch mal eine willkommene Abwechslung, zumal es ja in wenigen Tagen wieder zurück auf die Fähre gehen sollte. Am frühen Abend war es dann leider vorbei mit der Ruhe, zwei Ford Ranger mit aufgesetzter Wohnkabine stürmten (anders kann man das nicht beschreiben) auf unser kleines Plateau und versuchten eine halbe Stunde lang eine halbwegs ebene Stellflächen zu finden. Die darin reisenden Spanier würdigten uns keines Wortes und begannen damit einen Haufen Möbel auszuladen und sich wohnlich einzurichten. Okay, kann passieren wenn man frei stehen möchte, allerdings gibt es unter Overlandern schon so eine Art Codex. Man fragt zumindest ob man sich dazu stellen darf, zumindest dann wenn es etwas enger zugeht. Was soll ich sagen ? Wir fanden uns halt mit den neuen Nachbarn ab, für einen Ortswechsel war es sowieso zu spät zumal unser Dachzelt ja von letzter Nacht von aufgeklappt war und wir erst hätten Ordnung in Zelt und Auto schaffen müssen. Das Thema Platzsuche im Dunkeln hatten wir ja bereits “beleuchtet”.
Apropos beleuchtet, ungefähr 20 Minuten nach dem Auftritt der Spanier kamen zwei, mit farbiger Beleuchtung bestückte, Pickups über den anliegenden Hügel gerollt. Was zum Teufel … ? Policia oder sowas in der Richtung. Die sprangen zu fünft aus den beiden Pickups und statteten erstmal den neuen Nachbarn einen Besuch ab. Warum zur Hölle braucht man im Fastdunkeln Sonnenbrillen ? Na gut, pro Mann zwei Automatik an der Hüfte und eine zusätzliche Pumpgun halte ich ebenfalls für übertrieben aber was weiss ich schon.
Zumindest machte der Auftritt Eindruck, als wir dann (freundlich ?, ich verstehe wenig italienisch) dazu aufgefordert wurden den Platz innerhalb einer Stunde zu verlassen hatte ich irgendwie keine Lust auch nur ansatzweise mit den netten Herren zu diskutieren. Wir packten einfach nur so schnell wie möglich unseren Kram zusammen und machten uns auf den Weg. Den Weg wohin ?
Nach der Überprüfung der Optionen blieben lediglich zwei über. Erneut einen Platz in der Natur suchen und den Kollegen im dümmsten Fall nochmal über den Weg zu laufen war eine davon. Runter ging nicht mehr, die letzte Fähre war gegen 19:00 Uhr schon weg. Also Campground. Die Insel verfügt über 3! Campingplätze, zwei in Ortsnähe und einer relativ weit draussen. Beim letzten gab die Internetseite jedoch widersprüchliche Informationen dazu aus ob der überhaupt noch geöffnet hat. Gut, dann einen von den anderen beiden. Beim ersten wurden wir schon an der Schranke abgewiesen, ganz klar war uns nicht ob der jetzt schon geschlossen hatte oder einfach nur schon komplett belegt war. Auf zum nächsten, das selbe Bild, Kopfschütteln und Haareraufen. Sweetie machte jedoch der “Dame” vom Empfang unsere Situation klar und so fand sich in der hinterletzten Ecke zwischen den Mülltonnen und einer gigantischen Weißwand noch ein Plätzchen direkt an der Straße. Aber immerhin, wir hatten ein Lager für die Nacht gefunden. Ach ja, Restaurant und Bar waren schon geschlossen, ob wegen Corona oder wegen Nachsaison … man weiss es nicht.
Ursprünglich war ja der Gedanke Nic, Tina & Titus zu kontaktieren und uns dann auf La Maddalena zu treffen um gemeinsam meinen Geburtstag zu feiern. Gut, das hatte sich mit der Erfahrung dann erledigt. Ein bisschen viel Pech mit den “Freistehplätzen” in den vergangenen paar Tagen, daher planten wir kurzerhand um und verliessen die kleine Insel am Folgetag.
Hier noch einige Bilder der Insel. Schön war es ja aber leider viel zu überwacht. Memo an uns: Im nächsten Jahr Albanien !!!”
Costa Smeralda (die Vereinigung)
Nun gut, runter von der Insel und was nun ?
Wie schon gesagt wollten wir uns spätestens zu meinem Geburtstag (also am nächsten Tag) mit den anderen Trail-Punks Wiedertreffen. Nach der neuerlichen Erfahrung auf La Maddalena beschlossen wir das Wiedersehen auf sicherem Terrain stattfinden zu lassen. Auch wenn ich meinem Geburtstag nicht viel Bedeutung zukommen lasse wäre es irgendwie schöner die kleine Feier ohne das Risiko vertrieben zu werden geniessen zu können. Also, mal wieder Campground. Hatte ich das mit dem Memo schon gemacht ? Ach ja, hatte ich.
Um es kurz zu machen, in der Gegend gibt es Campingplätze wie Sand am Meer.Irgendwie ein komischer Vergleich so direkt am Meer an Sardiniens “Vorzeigeküste”. Wie auch immer, wir haben uns die Auswahl leicht gemacht und einfach anhand von Bewertungen entschieden. Wir landeten auf dem größten Platz den ich bisher gesehen habe, zugegeben ich kenne nicht ganz so viele Campingplätze. Aber dieser in der Nähe von Capo D’Orso hat schon eine beeindruckende Größe. Um sich den Platz anzuschauen konnte man sich entscheiden ob man das zu Fuß macht oder sich per Elektro-Golfkarren durch die Gegend fahren lässt. Wir entschieden uns für die gesunde Variante, zumal wir Chili ja auch nicht alleine im Auto lassen wollten. Gute 1,5 Stunden später wussten wir warum die meisten Leute sich für die Golfkarre entscheiden.
Aber ja, wir hatten eine schöne kleine Geburtstagsparty mit Überraschungsgästen (Nic & Tina hatten da noch Leute unterwegs kennen gelernt die zufällig auch auf dem Platz gestrandet waren) und blieben am Ende 2 Nächte auf dem Rummelplatz.
Der letzte Tag auf der Insel (irgendwo in der Nähe von Golfo Aranci)
Erstaunlich wie schnell drei Wochen dann auf einmal rum sind. Auch jetzt noch beim Schreiben dieses Beitrags sind die letzten anderthalb Wochen fast im Fluge vergangen. Der letzte Tag und die letzte Nacht auf Sardinien sollte auf keinen Fall auf einem Campingplatz stattfinden. Nic & Tina hatten vor dem Besuch in Capo D’Orso einen Platz, nur ungefähr eine halbe Stunde Fahrtzeit entfernt, von Golfo Aranci, gescoutet, sind dort aber nicht geblieben. Nic meinte das wäre irgendwie spooky dort, aber das kann er euch bei Gelegenheit mal selbst erklären ;-). Diesen steuerten wir nun zu fünft nochmal an und verbrachten dort einen schönen letzten Abend, Ziel war es keinen Wein mehr mit nach Hause zu nehmen. Hat geklappt.
Bye bye, Sardinien
Ende gut alles gut. Am nächsten Tag ging es dann auf die Fähre in Richtung Heimat. Am Hafen in Livorno trennten sich die Wege der Gruppe erneut. Der Bully ist natürlich auf der Bahn wesentlich schneller unterwegs als wir mit dem Frosch und da Nic & Tina mit Titus lange Strecken am liebsten über Nacht fahren war Verabschiedung angesagt: “Wir sehen uns in Bielefeld”
Wir hatten eigentlich gedacht noch eine Nacht in Livorno am Monument zu bleiben, sind dann aber auch noch in die Nacht gestartet und dann auch mit einer kurzen, zweistündigen, Pause nach Bielefeld durchgerauscht. Am Ende sind beide Gruppen gegen 19:00 Uhr in Livorno gestartet, Nic war gegen Mittag und wir am späten Nachmittag am folgenden Samstag zu Hause.
Nun ist es auch für mich wieder an der Zeit sich zu verabschieden. Und zwar bis zum nächsten Bericht. Das könnte der Reisebericht Griechenland vom letztem Jahr sein … hab ich auch noch nicht geschissen bekommen oder aber die Fortsetzung der Serie “Ausbau 2.0”, der Frosch kommt nämlich in den nächsten Tagen vom Klappdach-Umbau zurück. Es bleibt also spannend. Aber wir werden sehen. Mal wieder Danke an alle die bis hierher durchgehalten haben. Ihr seid Helden !
So long
Der Rasta