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2021 – Sardinien (Teil 4 – Eigene Wege)

Im Vorfeld der Reise war schon klar dass wir uns für ein paar Tage absetzen und alleine auf Entdeckungstour gehen wollen. Ganz im Süden war es dann soweit. Da wir Sardinien ja zum ersten Mal besuchen wollten wir uns noch ein wenig im Süden umsehen und ein paar weitere Offroadtracks im Landesinneren erkunden. Nic, Tina & Titus zog es hingegen nach Westen die Küste hoch. Nic brannte darauf sein neues Surfboard zum Einsatz bringen und die schönen Spots sind wohl eher an der Westküste zu finden. So zog der Bully nach Nordwesten und der Defender nach Südosten.

Sinnai (Rio Sergiu Mannu – Track 36)

Nachdem wir Sant’Antioco in östlicher Richtung verlassen hatten erreichten wir Cagliari. Nun war uns klar warum uns viele Leute vom Süden Sardiniens abgeraten hatten. Auch wenn die Route häufig am Meer entlang führte war aufgrund massiven Bebauung mit Wohn- und Industrieanlagen kaum was vom Wasser oder Strand zu sehen. Auch die Landschaft war eher Fehlanzeige. Dafür war es megaheiß und das drei- und mehrspurige Asphaltband gut besucht. Wir quälten uns, anders kann man es kaum nennen, von einer Ampelkreuzung zur nächsten. Lufttemperatur ca. 48 Grad. Wir waren echt froh als wir den Großraum Cagliari verlassen und Richtung Hinterland abbiegen konnten. Unser Trackbook führte uns grob Richtung Norden und versprach einige Flußdurchquerungen. Wir freuten uns schon auf angenehm kühle Täler, erfrischende Wasserläufe und Schotter unter den MT ´s.

Nun ja, der Track war wirklich schön zu fahren, einige Abbruchkanten an den Einfahrten zu den Furten waren schon ordentlich knackig. Allerdings schon fast im wahrsten Sinne des Wortes … knackig, trocken, staubig … kein Wasser. Alle im Trackbook angekündigten Furten waren trocken, furztrocken.

Okay, dann eben kein Wasser. Von erfrischender Kühle konnte man leider auch nicht sprechen aber trotz allem hat der Track schon Spaß gemacht. Mit Wasser hätte das sicher noch mehr gebockt aber das kann man sich nun leider nicht aussuchen. Eigentlich wollten wir die Nacht irgendwo am Rande des Tracks verbringen aber aufgrund der mangelnden Abkühlung entschlossen wir dann doch kurzerhand noch ein paar Kilometer hinter uns zu bringen und unser Glück an der Küste zu versuchen. Wir hatten in der Nähe von Feraxi noch einen “Geheimtipp” von Woody und diesen steuerten wir am späten Nachmittag an.

Muravera

Der weitläufige Strand bei Muravera bot sich für eine Übernachtung quasi an. Eine flache Dünenlandschaft trennt den Stand von dem dahinterliegende Buschwerk. Aber selbst das Buschwerk steht in feinstem Pulversand. Definitiv keine Ecke die man ohne Allrad ansteuern sollte, es sei denn man liebt das Graben und das Rumhantieren mit Sandblechen oder ähnlichem. Für uns allerdings perfekt, gut sichtgeschützt von allen Seiten schlugen wir unser Lager auf. Lediglich das Wetter hätte schöner sein können. Über mangelnde Wärme konnten wir definitiv nicht klagen aber es war sehr schwül unter geschlossener Wolkendecke. Selbst der leichte Wind am Meer hatte etwas von Sauna oder feuchtem Föhn.

Gairo Vecchio

Am nächsten Tag zog es uns wieder weiter, ich hatte von einem verlassenen Dorf gelesen welches in den Fünfziger Jahren nach einer schweren Überflutung von seinen Bewohnern aufgeben wurde. Das mussten wir uns natürlich ansehen. Ganz so “lost” wie wir uns das vorgestellt hatten war der Ort leider nicht. Direkt an Gairo führt die SP11 vorbei und bietet somit auch eine kleine Touristenattraktion. Auf dem großen Parkplatz am Rande des zerstörten Örtchens trafen wir auch eine gemischte, deutsch-schweizer, 4×4 Reisegruppe, die ähnlich wie wir mit dem “Trackbook Sardinien”, unterwegs war. Eine willkommene Gelegenheit sich über die Routen in der Region auszutauschen. Nach der Besichtigung der verfallenen Siedlung stellte sich uns die Frage nach einem geeigneten Platz zum Übernachten. Wir hatten uns ursprünglich vorgestellt gleich am/im Ort zu bleiben aber die Nähe zur Bergstrasse gefiel uns schon deshalb nicht ganz so gut weil wir Chili hätten den ganzen Abend anleinen müssen. Sweetie fand aber nach kurzer Recherche einen, nur wenige Kilometer entfernten See, der sich recht vielversprechend anhörte.

Gairo war natürlich ein perfektes Motiv und so schossen wir zahlreiche Fotos von dem bezaubernden Ort, die wir Euch nicht vorenthalten wollten 😉

Lago di Gusana

Sweetie hatte, wie so oft wenn wir unterwegs sind, den richtigen Riecher. Der entpuppte sich als ein Glücksgriff. Auf den ersten Blick standen wir zwar recht exponiert direkt am Ufer aber verbrachten alles in allem einen sehr schönen Abend und eine ruhige Nacht. Chili fand direkt Anschluss an eine “Straßenhundkollegin”, ein weißer Hütehund oder so was in der Richtung den wir gleich Whitey tauften. Die beiden tobten bis spät in die Nacht rund um unser Camp. Am Morgen lag Whitey direkt an der Leiter vom Dachzelt und bewachte unser Hab und Gut. Um ein Haar wären wir mit 2 Hunden weiter gefahren.

Orgosolo Circuit (Track 23)

Auf diese Tour waren wir besonders neugierig. Es ist einer der wenigen “schwarzen Tracks” im Buch und die Beschreibung ließ auf einiges hoffen.

Ausgeruht nach einer erholsamen Nacht am See starteten wir relativ früh zum Einstieg des Tracks. Dieser war auch schnell gefunden, entpuppte sich aber nach ca. 2 Kilometern als Sackgasse. Kaum zu glauben aber da standen schwere Baumaschinen mitten auf der Piste und sorgten für einen frischen Beschuss mit Schotter. So leicht wollten wir die vielversprechende Tour dann doch nicht aufgeben und begaben uns zurück zur Strasse von der wir gekommen waren.

Symbole im Trackbook

Mit Hilfe der Satellitenansicht und unserer Karte konnten wir eine weitere Zufahrt in den Trail finden. Die Sache ist allerdings die, das Trackbook beschreibt die Strecke in Form von Symbolen und Entfernungen, immer gemessen vom Startpunkt des Tracks. Das macht einen “Quereinstieg” in eine solche Tour nicht unbedingt einfacher weil man versuchen muss einen neuralgischen Punkt zu finden und ab diesem dann halt rechnen. Leider konnten wir unserem Tripzähler keinen Startwert vorgeben. Da brauchen wir doch mal was anderes.

Aber grundsätzlich funktioniert das auch mit rechnen und das war auch nicht so wirklich unser Problem. Schwieriger war es überhaupt einen markanten Waypoint zweifelsfrei zu identifizieren. In der Regel sind nämlich lediglich Start und Ende einer Route eindeutig mit Geokoordinaten beschrieben. Wir hatten uns zwar die Tour grob über unsere Offroad-Navigation auf dem Tablett gekennzeichnet aber teilweise konnte man auch nur mutmaßen wo die Tour lang führen würde. Lange Rede kurzer Sinn, nach gut einer halben Stunde waren wir vollkommen “Lost in Space”.

Nun ja, auch nach einer Stunde sah es nicht unbedingt besser aus aber das störte uns nicht weiter. Wir hatten zwischenzeitlich eine nette Ecke irgendwo im nirgendwo gefunden und haben erstmal gemütlich gefrühstückt. Mit Frühstück im Bauch geht immer alles besser.
Auf einmal hören wir unverhofft Motorgeräusche und rechnen eigentlich schon mit einem Pickup voller Einheimischer die zum Holzschlagen unterwegs sind.

Muss dringend auf die Einkaufsliste

Nee, um die Ecke bog ein T6 Synchro mit deutschem Kennzeichen. Mein Angebot die Piste frei zu machen damit der Bus passiert könne lehnte der Fahrer gleich ab und hielt uns das Trackbook Sardinien unter die Nase.
Wir grinsten nur und hielten unsere Ausgabe ebenfalls hoch.
“Habt ihr ne Ahnung wo wir hier sind ?” fragte der bayrisch klingende Fahrer. “Nööö, nicht mal ansatzweise” unsere Antwort. So kamen wir ins Gespräch und erfuhren dass der Fahrer des Bully alleine unterwegs wäre und sich gerne für den Rest des Tracks bei uns anschliessen würde. So machten wir uns mit zwei Fahrzeugen auf die Suche nach dem verlorenen Track 23.

Und, kaum zu glauben wir haben es tatsächlich geschafft den verloren geglaubten den Weg wieder aufzunehmen. Am Ende war die Tour dann mit etwas über 70 Kilometern dezent länger als im Trackbook beschrieben aber das war dann auch nicht weiter schlimm. Und ja, der Track hat sich wirklich noch gelohnt (streckenweise der schwarzen Einstufung würdig), wir haben sogar den “Fotofelsen” aus der Routenbeschreibung gefunden und natürlich an der Stelle auch Bilder gemacht 🙂 Am späten Nachmittag verliessen wir glücklich und auch ein wenig geschafft den Track und trennten uns von unserem tapferen bayrischen “Verfolger” der seine Achssperren an diesem Tag mehr als einmal im Einsatz hatte.

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