2021 – Sardinien (Teil 2 – Von Ost nach West)

Siniscola

Nach einer Übernachtung zog es uns dann auch schon weiter, wir wollten zum einen natürlich den Asphalt unter den Reifen loswerden und zum anderen auch möglichst viel von der Insel sehen.
Puuuh, allein mehr als 2000 Strände (laut Reiseführer), da weiss man gar nicht wo man anfangen soll.

Okay zugegeben, das ist wieder Klagen auf hohem Niveau.
However, wer uns kennt oder schon den ein oder anderen meiner Berichte gelesen hat weiss dass wir am allerliebsten frei stehen und wenn es dann noch ein ganz besonders schöner Platz ist macht das auch nichts. Am allerallerliebsten ist der Platz auch nur mit 4×4 zu erreichen und die Anfahrt auch ein wenig, sagen wir mal, ambitioniert 😉
Demzufolge verwenden wir oft recht viel Zeit darauf einen passenden Platz zum verweilen zu finden.

Aber zurück nach Sardinien. Tag 1 auf der Insel, wir hatten uns überlegt von Olbia aus erstmal ein Stück der Ostküste zu folgen. Ziel war es einen schönen Platz zu finden an dem wir für mindestens 2 Nächte bleiben wollten um uns ein wenig von der Anreise zu erholen. Recht schnell mussten wir jedoch leider feststellen dass an vielen, vermeintlich auch “einsamen” Plätzen, entweder schon ein Rudel Weißwände und/oder Vans (nicht böse gemeint) stand oder ein Rudel Verbotsschilder uns die Weiterfahrt verweigerte. So hatten wir uns das in der Nachsaison eigentlich nicht vorgestellt, allerdings waren wir durch das Corona-Jahr 2020 (Pelepones-Rundreise) natürlich auch recht verwöhnt.

Aber, es ist ja immer toll gute Freunde zu haben und noch toller ist es wenn diese einen vor und auch noch während der Reise mit “Geheimtipps” versorgen. Ja, ja, ich kann es schon hören “Wenn Tipps einmal ausgesprochen werden sind sie nicht mehr geheim …. blablabla”. Für mich sind sie geheim solange jeder damit verantwortungsvoll umgeht und so läuft das in unserer kleinen aber eingeschworenen Gemeinschaft. Es geht nix raus was man von anderen Freunden bekommt. Wie man mit selbst gespotteten Plätzen umgeht darf und muss jeder für sich entscheiden. Punkt und schon wieder Thema verloren. Sechs setzen !

Also zurück auf Sardinien. Nachdem wir mehrfach an Verbotsschildern und “Mitcampern” gescheitert sind kramten wir die ersten “geheimen Tipps” raus und siehe da, irgendwann bog ein schmaler Pfad von der geschotterten Zugangspiste ab. Diesem folgten wir bis zu einem etwas breiteren Bachlauf aus dem sich eine recht steile Verschränkungspassage am jenseitigen Ufer wieder herausschlängelte. Spätestens ab hier war es dann vorbei für alle die groß sind, keine Bodenfreiheit und Allrad haben und irgendeine Art von Sperre wäre auch von Vorteil. ENDLICH, gelobtes Land.

Leider, leider habe ich kein gutes Foto von der Stelle. Ich war gezwungen ein Screenshot aus einem Video zu erstellen. Aber wie immer erkennt man die Brisanz nicht mal annähernd aber wir waren ja dabei und Euch bleibt es überlassen uns zu glauben oder auch nicht.

Gelobtes Land

Nach einigen Kilometern mehr oder weniger engen und steilen Passagen erreichten wir einen traumhaft schönen Strand. Aber Moment mal, steht da nicht ein Wohnmobil ?
Wir waren uns einig dass es wohl noch einen anderen Zugang zu diesem Platz geben musste aber der Ort war weitläufig genug und durch das, als Abgrenzung zum Strand wachsende, Buschwerk bestand die Möglichkeit so zu stehen dass man sich gegenseitig nicht auf die Pelle rücken musste, Also, alles gut. Hier kann man es für die nächste Zeit aushalten.

Lago Omodeo (via Oliena)

Nach zwei gemütlichen Strandtagen machten wir uns auf den Weg Richtung Westseite der Insel. Bei der Querung bot es sich an eine Tour aus dem “Trackbook Sardinien” mitzunehmen (welches wir übrigens empfehlen können). Der kurze Track führte über Schotter und asphaltierte Nebenstrassen in nordwestlicher Richtung weg von der Küste. Highlights sollten die alte Römerbrücke “Ponte Romano” und eine, als lang beschriebene, Furt durch den Fluß Rio die Oliven sein. Die Brücke war sehenswert und befahrbar. Die Furt, aufgrund des wenigen Wassers im Rio, eher eine Pfützendurchfahrt. (Im Trackbook zu finden unter Track 13). Fahrerisch war die Tour wenig spektakulär, landschaftlich aber sehr schön.

Da wir bevorzugt auf den Nebenstrecken unterwegs gewesen sind konnten und wollten wir die Westküste nicht zwingend an einem Fahrtag erreichen und beschlossen daher einen der zahlreichen Stauseen für eine Zwischenübernachtung anzufahren. Auch hier mussten wir leider feststellen dass die Welt mit Zäunen und Verbotsschildern verbaut ist. Nach mehreren Versuchen landeten wir bei ca. 40 Grad Lufttemperatur am späten Nachmittag am Lago Omodeo. Der See und die umliegende Landschaft wirkten irgendwie abgefahren, es erinnerte ein bisschen an eine Science Fiction Kulisse. Gut der stahlgraue Himmel und das indirekte Licht an diesem Nachmittag haben bestimmt einiges zu diesem Eindruck beigetragen. Auch der Umstand dass der Wasserstand um einige Meter tiefer lag als die Uferlinie (vermutlich der Trockenheit zuzuschreiben) verstärkte das Ganze nochmals.

Im Rückblick war das vielleicht sogar der abgefahrenste Platz an dem wir auf dieser Reise gestanden haben. Der nächste Tag begrüsste uns mit leichtem Nieselregen so dass wir auf ein Frühstück verzichteten und weiter fuhren. Anvisiertes Ziel war grob der Küstenabschnitt südlich von Torre del Pozzo. Aus dem Niesel- entwickelte sich ein schöner Platzregen der uns fast den ganzen Vormittag begleitete und uns den Dreck von den mühsam eingesauten Fahrzeugen spülte. Na klasse, die ganze Arbeit wieder umsonst.
Wir kamen gut voran und freuten uns bei aufklarendem Himmel schon auf unsere Frühstück als uns gegen Mittag auf der SS131 in der Nähe von Bauladu ein heftiger Schlag fast von der zweispurigen Schnellstrasse kegelte. Der Frosch beanspruchte, bei rund Tempo 80, wie aus dem Nichts beide Spuren der Bahn, ich konnte den Wagen mit Mühe einfangen und stark rappelnd ausrollen lassen. Das linke vordere Radlager war förmlich explodiert, wie sich wenig später herausstellen sollte. Zugegeben wir hatten bei der Abfahrt am Morgen schon ein recht leises Pfeifen bemerkt, es aber den Schotterstrecken der letzten Tage zugeschrieben. Irgendwo setzen sich ja immer wieder mal kleine Steine fest und nerven dann rum. Diesmal nicht. So einen Stunt bei gut 80 km/h braucht echt kein Mensch. Nur gut dass in dem Augenblick weit und breit, außer Nic der vorausfuhr, kein weiteres Fahrzeug in der Nähe war. Einen Überholer neben uns hätten wir gnadenlos abgeräumt. Aber Glück in Unglück, wir sind im Schritttempo von der SS131 runtergerollt und in einem Gewerbegebiet gestrandet. Dank der Hilfe eines einheimischen Waschstrassenbetreibers war schnell eine kleine Spedition mit zugehöriger Werkstatt um die Ecke gefunden. Der “Mechanico” hat sich der Sache angenommen und da wir auch einen Radlagersatz dabei hatten waren wir binnen 3 Stunden wieder mobil. Allerdings steckte Sweetie und mir der Schreck noch so sehr in den Knochen dass wir nicht das Bedürfnis hatten an diesem Tag noch weit zu fahren und so steuerten wir einen nahegelegen Campingplatz an der Küste an. Freiwillig !

Der Campingplatz stellte sich als Glücksgriff heraus, das Konzept sah keine festen Parzellen vor, jeder parkte ein wenig so wie und wo er wollte und konnte. Das führte dazu dass wir, trotz guter Belegung, eine schöne sandige Ecke ganz für uns alleine gefunden haben. Die Pizza war ein Gedicht und so beschlossen wir spontan hier 2 volle Tage, also 3 Nächte zu bleiben. So konnten wir gleich auch den Geburtstag von Nic noch mit einer fetten Portion Pizza krönen. Okay, nicht nur Pizza, da waren auch Rum, Luftballons und Rotwein im Spiel aber das ist eine andere Geschichte.