In den letzten Wochen bin ich so gar nicht mehr zum Schreiben gekommen. Dafür hat sich aber bei der Suze, irgendwie hat sich der Name dann doch durchgesetzt, so einiges getan und mein Freundeskreis in Bielefeld hat sich ganz gewaltig erweitert. Wohl auch ein Grund warum ich nicht mehr so kontinuierlich für meinen Blog schreibe, aber ein echt schöner Grund. Wenn es noch besser wird tut es schon fast weh (Anm. Zitat von Dieter geklaut)
Aber vielleicht noch mal von Anfang an. Rückblick auf Abenteuer Fürstenau 2014, dort lernten wir Dieter & eine verrückte Gruppe von Landie-Fahrern aus Bielefeld und Umgebung kennen. Da wir gleich eine Seelenverwandschaft feststellten vertiefte sich der Kontakt in den nachfolgenden Wochen und ich wurde vom Besucher zum Dauergast in der Landie-Schrauberhalle.
Im Januar wurden dann aus fünf „Halleneignern“ sechs und die Suze steht seitdem regelmässig als kleiner Exot zwischen den Landies von Dieter, Woody, Frank, Peter und Stöppi (leider selten).
Aus der „Schrauberhalle“ wurde „der Zensur zum Opfer gefallen“ aber das ist dann eine andere kleine Geschichte von der ich demnächst mal berichten werden. Um was ? Ich weiss schon, ich schweife wieder ab.
Ja, an der Suze hat sich also einiges getan. Weil mir Mike beim Abenteuer Fürstenau ja bereits „Plattfedern“ attestiert hatte wusste ich schon seit Oktober dass mir noch etwas Schrauberei bevorsteht.
Im Januar wurde es dann konkreter, zum einen hatte sich meine Hand von dem kleinen Unfall in Fürstenau endlich wieder erholt und zum anderen hatte ich jetzt einen trockenen und beheizten Platz zu schrauben. Bingo.
Zugegeben, ich bin ja auch nicht der Profi-Autoschrauber also begann ich mit einer mehr theoretischen Annäherung an das Thema. Je mehr ich las desto größer wurde der Wunsch nicht nur die betroffenen vorderen Blattfedern zu tauschen sondern direkt das komplette Fahrwerk zu erneuern und in dem Zuge auch ein wenig zu modifizieren. Okay, ein Stück weit hat Mike mich auch mit dem Thema infiziert. Aber genau genommen wäre alles andere auch Quatsch gewesen. Im dümmsten Fall hätte ich dieses Jahr vorne getauscht und im nächsten Jahr hinten weitergemacht. Außerdem hätte ich bei einem paarweisen Tausch ja „nur“ auf die Originalfedern zurückgreifen können. However, wenn schon denn schon. Da mein Budget bekanntermassen recht eingeschränkt ist beschloss ich die Investition in neue Blattfedern, Stoßdämpfer, Buchsen etc. möglichst in kleine Häppchen aufzuteilen was auch fast gelang. Ende vorletzter Woche hatte ich dann endlich alle Teile zusammen und konnte loslegen.
Weil am Wochenende noch ein Offroad-Navi-Workshop in der Scuderia stattfinden sollte entschied ich mich dazu den Einbau am Montag in Angriff zu nehmen. Ich hatte mich ja lang und breit in das Thema eingelesen und so veranschlagte ich als Anfänger mal sicherheitshalber 2 Tage für den Umbau. Der Verfasser des Threads hatte es zwar an einem Tag geschafft aber ein bisschen Puffer konnte ja nicht schaden.
Nun denn, am Montag dann morgens um 8:00 Uhr ab in den Baumarkt noch die letzten fehlenden Schrauben besorgen. Dem fachkundigen Leser wird vermutlich jetzt das erste Licht aufgehen. Naiv stand ich also vor dem Schraubenregal und suchte nach den benötigten 12er Schrauben. Ups hier ist ja bei 10 Ende ! Hätte ich vielleicht vorher drüber nachdenken sollen, Schrauben kann man schliesslich auch im Netz bestellen. Egal, ich erinnerte mich noch an einen Schraubenladen in welchem ich vor einigen Monaten mal Material für meinen Roller gekauft hatte. Die müssen doch so was haben. Also hin und selbstbewusst 12×90 mit Muttern, Federringen und U-Scheiben verlangt. „Haben wir nur als Vollgewinde und in Edelstahl“ informierte mich der Verkäufer. „Brauche ich um Blattfedern einzubauen“ gab ich zurück und er meinte es wäre zwar etwas teurer aber dafür würden die Schrauben dann aber auch nicht rosten. „Etwas teurer“ ist zwar unschön aber ich wollte doch endlich loslegen und „nicht rosten“ hört sich für einen Suzuki-Fahrer immer paradiesisch an. Ein Teil weniger dass rummgammelt, Top !
Rummgammelt war das Stichwort, voll motiviert bockte ich den Kleinen in der Halle auf und begann, streng nach Anleitung natürlich, mit der Demontage. Aufbocken, sichern, Räder runter, Achse stützen. Läuft ! Hatte mir gedacht ich fange mit der Hinterachse an, sollte das nach Zeitplan laufen könnte ich Abends mit hochgelegtem Heck nachhause fahren am am Folgetag vorne weitermachen.
Na gut, hintere Federgehänge, Stoßdämpfer und Blattfedern am Rahmen gelöst. Läuft ! Ich hatte natürlich mitgedacht und alle Schrauben schon Tage zuvor reichlich mit WD40 eingesprüht. Das sollte sich wohl jetzt auszahlen. Nur noch schnell die Federbügel losmachen die Achse und Feder verbinden. Von wegen, so einfach ging es dann doch nicht. Also nochmal WD40, Kaffeepause und weiter. Nix weiter, die verdammten Schrauben bewegen sich keinen verdammten Milimeter. Aber, so what, die Halle ist doch 1a ausgestattet, Kompressor angeschmissen, Schlagschrauber an den Start gebracht und … wieder nix. Nach 2,5 Stunden konnte ich drei, mit einem Fäustel und Unmengen WD40, gelöste Muttern vermelden. Nummer 4 weigerte sich beharrlich. Super, und ich hatte ja nur noch 12 weitere, mal ganz abgesehen von dem einen Totalverweigerer, vor mir. Verzweiflung machte sich langsam breit und der Schädel brummte. Moment, nee, das war gar nicht der Schädel, da brummte doch unverkennbar der Range von Sebastian auf dem Hof.
Nach kurzer Lagebesprechung legte der Profi Hand an. Und siehe da „Unbändig ist des Mannes Kraft wenn er mit einem Hebel schafft“, vor allem wenn er mit ordentlich Muskelkraft bedient wird. Sebastian übernahm kurzer Hand das Kommando in der Werkstatt und ab da lief es wie geschmiert.
Ergebnis von Tag 1:
– Blattfedern und Dämpfer hinten eingebaut (noch nicht final, weil siehe Erkenntnisse)
Und zusätzlich noch einige Erkenntnisse:
– Edelstahlschrauben sind nicht für den Zweck geeignet (auch wenn sie nicht rosten)
– Federbügel sollte man grundsätzlich gleich mitbestellen
– Schreibtischtäter sollten über Basiskenntnisse in Sachen Hebelkraft verfügen
– die letzte Instanz ist die Flex
Weiter mit Tag 2. Ich erledigte noch einige Restarbeiten vom Vortag, stellte die Suze wieder auf die eigenen Hinterräder und begann mit der Demontage an der Vorderachse. Als Sebastian dazu kam lief es fast problemfrei weiter. Zumindest im direkten Vergleich mit dem Vortag. Wieder war es die Gelassenheit des Profis die den Tag wirklich angenehm machte. Ich mag mir gar nicht vorstellen wie bescheiden die ganze Aktion ohne die Hilfe von Sebatian gelaufen wäre.
Vermutlich würde die Suze immer noch halb zerlegt in der Halle stehen. Ein paar Wehrmutstropfen gab es allerdings doch. Na gut der Kleine ist halt 25 Jahre alt und daher fand Sebastian eine Menge „Kleinigkeiten“ die in den nächsten Wochen/Monaten noch repariert werden müssen. Ein Thema musste jedoch sofort angegangen werden und zwar die Schmierung der Achsschenkellager (heisst das wirklich so). Egal, auf jeden Fall erschienen die Kugeln an den Achsschenkeln sehr sehr trocken. Also akuter Handlungsbedarf an der Stelle ! Da ja noch ein paar Federbügel und die richtigen Schrauben fehlten verabredeten wir uns für den nachfolgenden Samstag um die restlichen Arbeiten in Angriff zu nehmen vorausgesetzt die nachbestellten Bügel würden bis dahin eintreffen. Hat übrigens geklappt …. vielen Dank für die schnelle und unkomplizierte Abwicklung an Theo`s Landy Station !
Ergebnis von Tag 2:
– Blattfedern und Dämpfer vorne eingebaut (noch nicht final, ihr wisst ja warum)
– Türscharniere umgebaut (Türen können jetzt problemlos ausgehängt werden ohne Schrauberei !!!)
Und noch mehr Erkenntnisse:
– die Suze rostet doch mehr als man von außen sieht
– ein bisschen Krafttraining würde dem Rasta nicht schaden
– gute Freunde sind durch nichts zu ersetzen (auch wenn man sich noch gar nicht so ewig lange kennt)
– Fette und Öle sollten regelmässig überprüft und ggf. gewechselt werden
– nicht alle eingebauten Teile haben auch wirklich einen nachvollziehbaren Nutzen (siehe Stabilisator)
und last but not least … die Suze sieht mit dem neuen Fahrwerk einfach nur hammergeil aus 🙂
Tag 3 (der finale Samstag). Schöne Überraschung! Nachdem ich Mike, wieder mal, mit unendlich vielen Fragen gelöchert hatte entschloss er sich recht spontan zu einem Besuch in der Halle.
Somit waren wir am Samstag zu dritt. Für mich ein Supertag! Zuerst wurden die bestellten Teile eingebaut bzw. ausgetauscht. Dank Woody hatten wir jetzt auch endlich die benötigten und vor allem auch richtigen Schrauben. Alle gemeinsam zerlegten wir noch die Achschenkel und befüllten diese nach gründlicher Reinigung mit neuem Fett. So kam ich dann auch direkt in den Genuss eines Schnellkurses in Sachen Stecksachsen und vorderer Bremsanlage. Zu guter Letzt befreiten Mike und Sebastian den Motorraum der Suze noch von überflüssiger Kabellage. Ist wohl nicht so gut wenn Kabel mit Dauerplus so unkontrolliert in der Gegend rumbaumeln. Danach gönnten wir drei uns noch ein gemeinsames (Mädchen-)Feierabend-Bier mit Peter, der zwischenzeitlich dazu gekommen war. Und dann durfte die Suze endlich wieder raus in die freie Wildbahn. Yeah !
Ergebnis von Tag 3:
– Finaler Einbau Blattfedern und Dämpfer
– Achsschenkellager gereinigt und neu mit Fett befüllt
– Differenzial mit frischem Öl aufgefüllt
– Überflüssige Kabel entfernt
Erkenntnisse:
– an der Suze schrauben macht echt viel Spass, wenn man weiss wie und warum. DANKE Freunde!
– Bremsscheiben sind hin
– Liebe ist wenn sich Dein Partner am Valentinstag freut wenn Du nachmittags pottdreckig vom Schrauben nachhause kommst (ohne Blumen), Knutschi mein Sternchen !